0% Ballbesitz, 100% Kontrolle - Bericht eines neuen Schiedsrichters
Als Anfang letzter Saison feststand, dass es in unserem Verein keine A-Jugend geben wird, stand ich, wie auch meine ehemaligen Teamkollegen vor der Wahl, entweder den Verein zu wechseln oder mit Fußball aufzuhören. Da ich aber weder das eine noch das andere wirklich wollte, entschied ich mich dazu, etwas Neues zu machen. So bin ich jetzt als Schiedsrichter für den FC Könen unterwegs.
Nach dem Lehrgang, der teilweise in Präsenz und teilweise online stattfand, ging es auch schon direkt los. Bereits im ersten Spiel wurde mir bewusst, wie anders es als Schiedsrichter auf dem Platz doch eigentlich ist. Plötzlich hat man kein ganzes Team mehr hinter sich, sondern ist alleine. Egal welche Entscheidung man trifft, immer ist eine Seite, inklusive der Zuschauer, mit ihr unzufrieden. Gerade das macht es auch oft schwer, zu seinen Entscheidungen zu stehen und sich nicht verunsichern zu lassen. Ich persönlich habe dabei oft das Gefühl, dass vielen gar nicht bewusst ist, dass man als Schiedsrichter meist alleine ist und direkt entscheiden muss. Natürlich werden dadurch manchmal auch unbeabsichtigte Fehlentscheidungen getroffen. Schiedsrichter sind ja auch nur Menschen.Aber auch wenn Meckereien vom Spielfeld und vom Spielfeldrand ewige Begleiter sind, lernt man mit der Zeit doch, mit dem entstehenden Druck umzugehen und schnelle Entscheidungen selbstbewusst zu treffen. Man darf halt nicht so schnell aufgeben. Jedes Spiel und jede Erfahrung hilft dabei, sicherer zu werden.Trotz mancher negativer Erfahrungen habe ich es noch nicht bereut, als Schiedsrichter tätig zu sein. Entscheidungen treffen zu müssen, zu diesen zu stehen und diese gegenüber anderen zu vertreten sind Fähigkeiten, die auch außerhalb des Fußballplatzes nützlich sind. Und genau das hilft einem auch, seine Persönlichkeit und sein Selbstbewusstsein weiter zu entwickeln. Durch die regelmäßigen Veranstaltungen der Schiedsrichtervereinigung oder die Einsätze im Gespann habe ich erlebt, dass man zwar auf dem Platz oft alleine ist, es aber eine Gemeinschaft gibt, die einen unterstützt und hinter einem steht. Außerdem habe ich dort viele nette Kollegen kennengelernt und Freundschaften geschlossen.
Es wäre toll, wenn sich noch mehr Fußballbegeisterte auch für den Job des Schiedsrichters interessieren würden und vielleicht auch selbst Schiedsrichter werden wollen. Denn, wie jeder weiß, ist die Zahl der Unparteiischen rückläufig. Doch ohne Schiedsrichter kann der Spielbetrieb nicht in der jetzigen Form aufrecht erhalten werden.
Falls Ihr Interesse an der Tätigkeit von Schiedsrichtern habt oder selbst einer werden wollt, könnt ihr euch gerne auf folgenden Seiten informieren:
Mit sportlichen Grüßen
Damian Grölinger
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